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LSVD-Vorstand Martin Pfarr gestorben

LSVD-Vorstand Martin Pfarr gestorben

Der Aktivist hatte sich bereits in der DDR für die LGBT-Emanzipation engagiert.

Kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag ist am Montag der LGBT-Aktivist Martin Pfarr nach einer schweren Krankheit gestorben. Das gab der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) bekannt, für den der allgemeine Arzt als Mitglied im Bundes- sowie im Landesvorstand Sachsen-Anhalt gearbeitet hatte.

Der gebürtige Magdeburger gehörte 1990 zu den Mitbegründern des Schwulenverbandes in der DDR, aus dem sich später der LSVD entwickelte. „Schon in der DDR war er politisch aktiv gewesen“, heißt es in einem Nachruf des LSVD. So habe er sich in der Opposition engagiert, die sich in der evangelischen Kirche zusammenfand. Er sei in den 1980er Jahren „ein mutiger Streiter für die Rechte von Lesben und Schwulen im SED-Staat“ gewesen, in dem „Homosexualität offiziell weitgehend tabuisiert war“.

„Von Anfang an war er eine der tragenden Persönlichkeiten in unserem Verband“, so der LSVD weiter. „Martin Pfarr engagierte sich im Landesverband Sachsen-Anhalt, baute ihn ganz wesentlich mit auf und gab dem LSVD in Sachsen-Anhalt eine gewichtige Stimme in der Zivilgesellschaft und der Landespolitik: verbindlich, humorvoll, dialogfreudig aber immer mit klaren Forderungen.“ Dazu habe der Einsatz für ein Antidiskriminierungsgesetz im Land ebenso gehört wie der erfolgreiche Kampf gegen die öffentliche Förderung eines obskuren „Homo-Heiler“-Vereins. Als der Landtag im Januar 2015 einstimmig einen Aktionsplan gegen Homophobie beschlossen hatte, sei das vor allem sein Verdienst gewesen.

Ehrenamtler in Magdeburg und Berlin

2006 wurde Martin Pfarr erstmals in den LSVD-Bundesvorstand gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehörte. Auch dieses Engagement leistete er rein ehrenamtlich – neben der Arbeit als niedergelassener Arzt in seinem Wohnort Köthen, wo er zudem seit 1990 in der Kommunalpolitik aktiv war und für die SPD im Stadtrat saß.

„Sich einbringen in der Demokratie, der Kampf für gleiche Rechte und klare Kante gegen Homophobie waren seine Antriebsfedern“, so der LSVD. „Daneben prägte Martin Pfarr auch die Positionen des LSVD in der Gesundheitspolitik für LSBTI oder in der intergenerativen Arbeit. Ein würdiges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus war ihm ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Er setzte sich auch dafür ein, dass die Geschichte der Lesben und Schwulen in der DDR nicht in Vergessenheit gerät, insbesondere nicht der unerschrockene Einsatz für die Bürgerrechte von Lesben und Schwulen, der mit Namen wie Eduard Stapel und eben Martin Pfarr verbunden ist.“

In einer Zeit, „in der Demokratieverächter, Rassisten und Homophobe wieder an Lautstärke zunehmen“, bräuchte man „sanfte Kämpfer“ wie Pfarr in den eigenen Reihen, so der LSVD. „Sein Tod reißt eine große Lücke. Mit unserer Arbeit für eine offene Gesellschaft und gegen jede Form von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit werden wir die Erinnerung an diesen bescheidenen großen Demokraten und Bürgerrechtler, an den Menschenfreund Martin Pfarr pflegen.“

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